Bibelmail Nr. 267: Abfall der Evangelisch-Lutherischen Kirche am Beispiel der St. Michael Kirche Cottbus

Maria wird als Mutter Gottes nicht nur in der Römisch-Katholischen Kirche verehrt, sondern auch in der Evangelisch-Lutherischen Kirche. Auf der Webseite der Evangelisch-Lutherischen St. Michael Kirche Cottbus steht unter „Marienlob“ folgendes geschrieben:

Man wendet vielfach ein, daß die die Rede von Maria als „Mutter Gottes“ nicht „biblisch“ sei. Unter anderem angeblich deswegen, weil die Begriffe „Mutter Gottes“ oder „Gottesgebärerin“ nicht in der Bibel vorkämen.

Dieses unsinnige Argument kann man aber leicht damit abtun, daß auch das Wort „biblisch“ nicht in der Bibel vorkommt.
Dem daraufhin regelmäßig vorgebrachten Einwand, daß zwar nicht das Wort „biblisch“, aber sehr wohl die damit gemeinte Sache vorkäme, kann man dann entgegenhalten, daß eben genau das auch von Dingen gesagt werden kann, die von einigen als angeblich „unbiblisch“ abgelehnt werden.
Es gibt nämlich eine Reihe wichtiger Begriffe, die sich nicht in der Bibel finden, die aber doch gut zum Ausdruck bringen, was in der Bibel gemeint ist. So kommen beispielsweise auch Begriffe wie „allgemeines Priestertum“, „Trinität“, „Exkommunikation“, „Ordination“, „Sukzession“ oder „Christenheit“ in der Bibel nicht vor, bezeichnen aber sehr genau in der Bibel Gemeintes.

Das gilt auch von dem griechischen Wort „Theotokos“, dem höchsten Würdentitel für Maria, die Mutter des Herrn.
Das griechische Wort „Theotokos“ ist griffig und wohlklingend. Demgegenüber ist die deutsche Übersetzung „Gottesgebärerin“ umständlich und ohne mitreißenden Klang. Vielleicht deshalb hat sich dieser Begriff im Deutschen nicht durchsetzen können.

Ist diese Bezeichnung angemessen?
Wenn

der wahre Mensch Jesus wirklich wahrer Gott ist und
Maria wirklich Jesu Mutter ist, dann ist
Maria, die Jesus geboren hat, konsequenterweise „Gottesgebärerin“ bzw. „Mutter Gottes“.

Weiter versteigen sich diese angeblichen „Lutheraner“ zu der absurden Behauptung:

Das Bekenntnis zu Maria als „Theotokos“ als Erkennungszeichen rechtgläubiger Bibelauslegung

In der frühchristlichen Auseinandersetzung um die Gottessohnschaft und die Gottheit Jesu wurde der Gebrauch des Titels Theotokos = „Gottesgebärerin“ zum Erkennungszeichen der rechtgläubigen Interpretation der Bibel: Maria hat nicht nur einen Menschen geboren, der erst irgendwann nach seiner Geburt Gott „geworden“ wäre, sondern den, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist.

Es ist kein Zufall, daß gerade zu der Zeit die Frage nach der Gottesmutterschaft Marias geklärt wurde, als in der Kirche um die Gottheit Jesu  gestritten wurde. Denn es geht in der Frage, ob Maria „Mutter Gottes“ ist, gar nicht eigentlich um Maria. Es geht eigentlich darum, ob Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott ist! Wer Maria als Mutter Gottes bekennt, bekennt damit die Gottheit ihres Sohnes.

Die Stellung zur Gottesmutterschaft Marias ist also wie ein Lackmus-Test bezüglich der Ansichten in grundlegenden Dingen wie der Lehre vom Sohn Gottes und der Lehre über die Dreieinigkeit Gottes.

Wer grundsätzlich und wohlüberlegt bestreitet, daß Maria Mutter Gottes oder Gottesgebärerin ist, wärmt alte Irrlehren wieder auf und offenbart dadurch nicht-christliche Ansichten über Jesus Christus und den dreieinigen Gott.

Wenn Jesus Christus nicht Gott ist (und deswegen Maria auch nicht Gottesgebärerin) dann ist unsere Erlösung fraglich. Jemand, der ausschließlich Mensch ist, kann uns nicht erlösen:

Niemals kann ein Mann seinen Bruder loskaufen, nicht kann er Gott sein Lösegeld geben, – denn (zu) kostbar ist das Kaufgeld für ihre Seele, und er muß davon ablassen auf ewig.
Ps 49,8.9
Darum verheißt der Prophet Jesaja:

Euer Gott selbst kommt und wird euch retten.
Jes 35,4 (Rev. Elb. Ü.)
Luther schrieb :

Wo es nicht sollte heißen, Gott ist für uns gestorben, sondern allein ein Mensch, so sind wir verloren.
WA L S. 590
Darum bekennt der christliche Glauben von Jesus Christus, er sei

Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrhaftigen Gott vom wahrhaftigen Gott, … welcher um uns Menschen und um unsrer Seligkeit willen vom Himmel kommen ist, und ist leibhaft worden durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und Mensch worden.
Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel
Eben um die Ehre Gottes zu wahren und um der Gewißheit unserer Erlösung willen faßte darum im Jahre 431 die Ökumenische Kirchenversammlung von Ephesus den Beschluß:

Wenn jemand nicht bekennt, daß der Emmanuel in Wahrheit Gott und die heilige Jungfrau deshalb Gottesgebärerin ist … so sei er ausgeschlossen.
Diese Formulierung der Väter von 431 zeigt sehr deutlich: Es geht letztendlich nicht um Maria, sondern um den Sohn.

Die evangelisch-lutherischen Bekenntnisschriften übernehmen übrigens zu Recht ganz selbstverständlich den Begriff „Mutter Gottes“ für Maria:

Daher glauben, lehren und bekennen wir, daß Maria nicht einen bloßen, pur lautern Menschen, sondern den wahrhaftigen Sohn Gottes empfangen und geboren habe, darumb sie auch recht die Mutter Gottes genennet wird und auch wahrhaftig ist.
Epitome, VIII,7
und

Maria, die hochgelobte Jungfrau, (hat) nicht nur ein pur lautern Menschen, sondern einen solchen Menschen, der wahrhaftig der Sohn Gottes, des Allerhöchsten ist, geboren, wie der Engel zeuget; welcher seine göttliche Majestat auch in Mutterleibe erzeiget hat, daß er von einer Jungfrauen, unvorletzt ihrer Jungfrauschaft geboren; darumb sie wahrhaftig Gottes Mutter und gleichwohl eine Jungfrau geblieben ist.
Solida declaratio VIII,24
Erst seit der Aufklärung ist im Protestantismus das Marienlob verebbt – nicht weil man etwas gegen Maria hätte, sondern weil der Glauben an die Gottessohnschaft Jesu verloren ging und damit auch der Grund für die Preisung der Seiner Mutter.

Gemäß dem christlichen Glauben halten wir an dem Bekenntnis zu den zwei Geburten des Herrn fest: an einer göttlichen und an einer menschlichen; jene vollzieht sich zeitlos, diese in der Zeit. Beide sind indes wunderbar: jene ohne Mutter, diese ohne Vater.

Maria als „Mutter Gottes“ zu bezeichnen ist kein spezieller Brauch römisch-katholischer oder orthodoxer Christen, sondern Ausdruck des allgemeinen christlichen Glaubens.

Es braucht sich kein evangelischer Christ zu entschuldigen, wenn er die schöne und angemessene Bezeichnung „Mutter Gottes“ für Maria verwendet oder sich gar vorwerfen lassen, er stehe außerhalb evangelisch und allgemeinchristlicher Glaubensüberzeugungen. Außerhalb des allgemein-christlichen Glaubens steht vielmehr der, der Maria diesen Titel verweigert!

Wir sehen, wie der Titel Marias als „Gottesgebärerin“ untrennbar mit der Dreieinigkeitslehre zusammenhängt.

James White, der Ehemann von Ellen G. White, brachte es auf den Punkt:

„Der größte Fehler der Reformation bestand darin, dass die Reformatoren zu früh aufgehört haben zu reformieren. Hätten sie weitergemacht bis auch die letzte Spur des Papsttums getilgt war, beispielsweise die Lehre von der Unsterblichkeit, die Besprengungstaufe, die Trinitätslehre und den Sonntag, dann wären die Kirchen heute frei von den unbiblischen Irrtümern des Katholizismus.“ (Review & Herald, 7. Februar 1846, 149) – zitiert nach George Knight: „Es war nicht immer so“

So erklärt die Römisch-Katholische Kirche ihre eigene Dreieinigkeitslehre bzw. Trinität

„Unsere Gegner äußern manchmal, dass keine Glaubenslehre dogmatisch gehalten werden solle, welche in der heiligen Schrift nicht deutlich gelehrt wird … Die protestantischen Kirchen haben aber dennoch selbst solche Lehren angenommen, wie die Trinität, für die es keine genaue Autorität in den Evangelien gibt.“

„Die Formulierung – ein Gott in drei Personen – setzte sich erst gegen Ende des vierten Jahrhunderts wirklich durch und war bis dahin noch nicht ganz im christlichen Leben und Glaubensbekenntnis angenommen worden. Aber erst diese Formulierung kann eigentlich Anspruch auf die Bezeichnung „Dreieinigkeitsdogma“ erheben. Den apostolischen Vätern war eine solche Auffassung oder Vorstellung völlig fremd.“ (New Catholic Encyclopeia, Bd. 14, S. 299)

„Das Geheimnis der Trinität ist die zentrale Lehre des katholischen Glaubens. Auf ihr basieren alle anderen Lehren der Kirche!“ (Handbook for Today’s Catholic, S. 16)

Den Protestanten gilt das, was Petrus schrieb in 2. Petrus 2, 21-22:

Denn es wäre besser für sie gewesen, dass sie den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt hätten, als dass sie ihn kennen und sich abkehren von dem heiligen Gebot, das ihnen gegeben ist. An ihnen hat sich erwiesen die Wahrheit des Sprichworts: Der Hund frisst wieder, was er gespien hat; und: Die Sau wälzt sich nach der Schwemme wieder im Dreck. 

So spricht der HERR, der Heilige Israels und sein Schöpfer: Wollt ihr mich zur Rede stellen wegen meiner Söhne? Und wollt ihr mir Befehl geben wegen des Werkes meiner Hände? Ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen. Ich bin’s, dessen Hände den Himmel ausgebreitet haben und der seinem ganzen Heer geboten hat. Tut es kund, bringt es vor, beratet miteinander: Wer hat dies hören lassen von alters her und vorzeiten verkündigt? Hab ich’s nicht getan, der HERR? Es ist sonst kein Gott außer mir, ein gerechter Gott und Heiland, und es ist keiner außer mir. Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und sonst keiner mehr. (Jesaja 45, 11-12, 21-22)

Ich, der HERR, das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen. (Jesaja 42, 8)

Und ich sah einen andern Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern. Und er sprach mit großer Stimme: Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen! Und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserquellen!

Er ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen, die ihr durch ihn glaubt an Gott, der ihn auferweckt hat von den Toten und ihm die Herrlichkeit gegeben, damit ihr Glauben und Hoffnung zu Gott habt. (Offenbarung 14, 6-7)

Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Und er (Gott) hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen … Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen Mann (Jesus), den er (Gott) dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn (Jesus) von den Toten auferweckt hat. (Apostelgeschichte 17, 24.26.30.31)

Wer ist Ihr Gott?“ das ist die entscheidende Frage!